Schutzimpfungen und andere Infektions-Präventionsmaßnahmen besonders vor Auslandsreisen sowie Maßnahmen zum Personalschutz

1. Immunisierungsverfahren

Man unterscheidet zwischen aktiver und passiver Immunisierung.

1.1 Aktive Immunisierung

Durch die Verabreichung eines Antigens bildet das Immunsystem des Impflings eine spezielle Immunität gegen das entsprechende Antigen.

Als Antigen finden abgeschwächte oder abgetötete Erreger, abgeänderte Toxine oder künstlich erzeugte Imunogene Teile von Erregern Anwendung.

Die protektive Wirkung einer aktiven Immunisierung tritt erst nach einiger Zeit auf, hält jedoch sehr lange an, mitunter lebenslang, meist jedoch mehrere Jahre.

1.2. Passive Immunisierung

Dem Impfling werden Antikörper verabreicht, die einen gewissen Schutz vor Infektion und Erkrankung vermitteln.

Zum Einsatz kommen Immunglobuline aus aktiv immunisierten Tieren, z.B. Schlangenserum aus Pferden oder Immunglobuline aus Menschen, die auf natürliche Weise hohe AK - Titer gegen bestimmte Antigene erworben haben.

Die protektive Wirkung besteht sofort, so daß diese Art der Immunisierung auch nach der Infektion noch sinnvoll sein kann, hält jedoch nur ca. 4 Wochen an, da Antikörper einem natürlichen Abbau unterliegen.

Schutzdauer: heterologe AK - wenige Wochen, homologe AK - bis 4 Monate

passive Schutzimpfung möglich bei:

heterologe Antiseren

homologe Antiseren

Schlangenbisse

Tetanus

Scorpionstiche

Röteln, Masern

Gasbrand

Hepatitis A & B

Diphterie

FSME

Botulismus

Tollwut

 

2. Impfstoffe

2.1. Totimpfstoffe

Diese Impfstoffe bestehen aus abgetöteten Erregern oder es handelt sich um Immunogene Anteile von Erregern, z.B. Virushüllproteine, die gentechnisch erzeugt werden.

Bakterielle Erkrankungen: - Pertussis

- Cholera

Virale Erkrankungen: - Poliomyelitis - Tollwut - Influenza

- Hepatitis A & B - FSME

 

 

2.2. Toxoide

sind Toxine ( in der Regel bakt.), die so verändert sind, daß sie zwar immunogen wirken, jedoch ungiftig sind. (Diphterie, Tetanus). Sie zählen auch zu den Totimpfstoffen.

2.3 Lebendimpfstoffe

Diese Impfstoffe bestehen aus lebenden Krankheitserregern, die in ihrer Virulenz abgeschwächt (attenuiert) wurden und so zwar Immunität aber keine Erkrankung erzeugen.

Bakterielle Erkrankungen: - Tuberkulose (BCG)

- Typhus

Virale Erkrankungen: - Masern

- Mumps

- Röteln

(- Pocken)

- Poliomyelitis (Sabin)

- Gelbfieber

 

3. Kontraindikationen

3.1. Allgemeine Kontraindikationen

Kontraindikationen sind akute Erkrankungen aller Art, insbesondere Infektionskrankheiten, sowie Immunsuppression jeglicher Genese sowie Allergien und Schwangerschaft.

Keine Kontraindikationen sind: banale Infekte, Krampfanfälle in der Familie, Fieberkrämpfe in der Anamnese des Impflings, chronische Erkrankungen, Neugeborenenikterus und Frühgeburtlichkeit.

3.2. Impfabstände

Impfungen mit Lebendimpfstoffen können entweder gleichzeitig durchgeführt werden oder aber mit einem Abstand von mindestens einem Monat untereinander. Nach Gelbfieberimpfung kann bereits nach zwei Wochen eine weitere Impfung mit Lebendimpfstoff durchgeführt werden.

Bei Impfungen mit Totimpfstoffen sind Abstände zu anderen Impfungen (auch Lebendimpfungen) nicht erforderlich.

 

4. Einzelne Impfungen

4.1. STIKO

Die ständige Impfkommission des BGA gibt Impfempfehlungen heraus. Es besteht keine Impfpflicht.

4.1.2 Impfung für Erwachsene

Da die einzelnen Impfungen für Erwachsene in ihrer Bedeutung sehr unterschiedlich sind, werden sie in folgende Kategorien unterteilt:

a) Impfungen mit breiter Anwendung und erheblichem Wert für die Volksgesundheit

z.B. Poliomyelitis

b) Indikationsimpfungen: Impfung nur bei besonders exponierten Personen oder bei

bestimmten Umständen, z. B. Hepatitis B bei medizinischem Personal

c) Reiseimpfungen: Die WHO gibt Informationen zur aktuellen Situation in den verschiedenen

Ländern heraus. Häufig z.B. Hepatitis A.

d) Reiseimpfung in Sonderfällen, z.B. Meningokokken bei exponierten Personen in bestimmten

Regionen.

Impfungen für Erwachsene dienen dem Individualschutz, d. h. die geimpfte Person ist vor der entsprechenden Erkrankung geschützt, sie können aber auch dem Kollektivschutz dienen, indem der Geimpfte als Reservoir und Überträger für die Erkrankung ausfällt und so die Inzidenz der Erkrankung sinkt, was so auch dem Ungeimpften zugute kommt.

 

4.1.2. Impfungen für Erwachsene

A

I

R

RS

=> Impfungen mit breiter Anwendung und erheblichem Wert für die Volksgesundheit

=> Indikationsimpfung

=> Reiseimpfungen (von der WHO veröffentlichte Infektionsgebiete beachten)

=> Reiseimpfungen in Sonderfällen

Cholera RS
Übertragung Vibrio cholerae: direkt: Kontakt mit Kranken u. Rekonvaleszenten

indirekt: Wasser oder Nahrungsmittel (Milch)

Impfstoff Totmpfstoff; mit jeder Impfung werden Endotoxine und LPS injiziert

(Ursache von NW)

Impfablauf 2 Injektionen (s.c/i.m) Abstand: 2 Wochen
  1. Inj.: 0,5 ml s.c.

2. Inj.: 1.0 ml s.c., Kinder zw. 1-10 J.: halbe Dosis

Wirksamkeit Beginn des Schutzes bei Primärvakzination ab 6. Tag für 6 Monate,

bei Revakzination ab 1. Tag für 6 Monate

Schutzwirkung nicht befriedigend, nur ca. 40-80%

Indikationen von der WHO zwar nicht empfohlen, aber in einigen Ländern (südliches Afrika) Einreise-Voraussetzung - Frage Wirksamkeit ?

Reisende in Endemie- und Epidemiegebieten; Flug- und Pilgerreisende; Südostasien, Afrika

Komplikationen Zahnherde, Nieren- u. Gallensteine können aktiviert werden

(Endotoxine, LPS), nicht selten Kopfschmerzen u. Temp.-Erhöhung,

Rötung an der Impfstelle

 

 

Diphterie A,I,R
Übertragung Corynebact. Diphteriae: direkt: Tröpfcheninfektion,

indirekt: infizierte Gegenstände

Impfstoff Toxoid (aus Bakterienkulturen isoliertes u. gereinigtes Diphterietoxin), Totimpfstoff
Impfablauf Grundimmunisierung: 2x 0,5 ml i.m. (auch als Kombinationsimpfstoff DT od. DPT) im Abstand von 4- 6 Wochen,

3. Injektion nach ca.12 Monaten in altersentsprechender Dosierung

Wirksamkeit 80%iger Schutz für eine Dauer von ca. 5 Jahren
Indikationen Standardimpfung, prophylaktisch als Individual- und Kollektivschutz,

bei Ausbrüchen oder regional erhöhter Morbidität, Tetanusauffrischimpfungen mit Diphterieimpfung kombiniert

Komplikationen Allergische Reaktionen

Vorsicht bei chron. Nierenleiden, Erkrankungen von Herz und ZNS

FSME I, RS
Ubertragung FSME-Virus (Flavivirus) im Reservoir, z. B. Nageltiere, Zecken, Milch infizierter Tiere, im infektiösen Material (Inhalation)
Impfstoff Totimpfstoff, formalininaktivierte Vakzine (auf Hühnerzellkulturen gezüchtet, enthält Spuren der Antibiotika Neomycin und Chlortetracyclin)
Impfablauf Aktive Immunisierung: 2 Inj. Je 1 ml im Abstand von 4-12’Wochen

(bei dringender Indikation 2 Wochen),

  1. Impfung nach Jahresfrist, Auffrischimpfungen alle 3 Jahre

Passive Immunisierung:

präexp.: FSME- Immunglobulin 0.05 ml/kg KG

postexp.: inn. Von 72 Std. 0,1 ml/kg KG, mehr als 72 Std. 0,2 ml/kg KG

Wirksamkeit 95%iger Schutz durch aktive Immunisierung-

präexp. Immunisierung durch FSME-Immunglobulin- 80%iger Schutz postexp. (auch wenn innerhalb von 72 Std.) nur 60-66%

Indikation Land- u. Forstarbeiter, Personen in verseuchten Gebieten aufhalten Risikogebiete: Ost- u. Mitteleuropa (Tschechoslowakei, Österreich, Schweiz), Italien, Norwegen Schweden;

Auch Urlauber bei längeren Aufenthalten mit ständiger Exposition

Komplikationen Allergische Reaktionen auf Hühnerprotein

 

Gelbfieber R
Übertragung Gelbfiebervirus (Flavivirus, Arbovirus [Arthropod-borne] Gruppe B)

endemisch als "Busch- oder Dschungel-GF", epidemisch als "Stadt-GF" Als Vektor gelten Stechmücken (Moskitos) ® Erregereintritt in den Wirt (Mensch) erfolgt beim Stich der Mückenweibchen

Impfstoff Lebendimpfstoff - da Restvirulenz relativ hoch ist, ist jeder Immundefekt eine strenge KI.
Impfablauf Passive Immunisierung mit Serum von Personen, die gegen GF geimpft sind.

Gabe von 0,5 ml s.c. oder i.m.

Impfung nur durch autorisierte Impf-Institute, Kühlkette einhalten

Wirksamkeit 96%, Dauer ca. 10 Jahre.

Beginn bei Primärvakzinen: 10 Tage, Beginn bei Revakzination: 1. Tag

Indikationen Reisende nach Mittel- & Südamerika, tropisches Afrika vom 10. südl. bis 15. nördl. Breitengrad, muß teilweise bei Einreise nachgewiesen werden
Komplikationen Etwa am 5. Tag nach der Impfung kann es zu einem passageren Abfall der Thrombozyten kommen (Vorsicht bei der Einnahme von Aggregationshemmern).

Die Inhalation des Impstoffes kann zu einer dem GF ähnlichen

Erkrankung führen, deshalb sollen die Impfärzte gegen GF geimpft sein. Vorsicht bei Allergie auf Hühnereiweiß und Personen mit Leber- u. Nierenerkrankungen.

 

Hepatitis A I, R
Übertragung RNS- Virus =>fäkal - orale Übertragung

Ursache: direkter Kontakt mit Erkrankten,

gemeinsame Toilettenbenutzung,

Verzehr kontaminierter Lebensmittel, fäkale Verunreinigung von

Trinkwasser u. Schwimmbädern, diaplazentar (Abort, Frühgeburt)

Impfstoff Todimpfstoff (inaktivierte Antigeneinheiten des HAV) –> 3 Impfungen 0/1/12 Mon., seit April 1996 neuer akt. Impfstoff nur noch 1x

Immunglobuline (enthalten AK gegen HAV)

Impfablauf Passive Immunisierung: Einmalige Gabe von 0,02-0,12 ml /kg KG

schützt für etwa 8- 10 Wo. Bei anhaltender Exposition wiederholte

Gaben nach jeweils 3- 4 Monaten.

Personen mit positivem anti-HAV-Titer benötigen keine Ig-Gabe (Test bei Personen über 40 Jahre immunisiert (?) )

Wirksamkeit Endgültige Dauer des Schutzes ist nicht bekannt (vermutlich 5-10 Jahre). Durch Ig geschützte Personen können HAV beherbergen und ausscheiden.

Schutzquote ca. 80%

Indikationen Reisende in Endemiegebiete (Afrika, Indien, Indonesien), beruflich exponierte Personen (med. Personal, Kanal-, Klärwerksarbeiter, Entwicklungshelfer), Soldaten.
Komplikationen Bei Kindern und Schwangeren sorgfältige Abwägung, da noch nicht ausreichende Erfahrung.
Hepatitis B I
Übertragung DNS-Virus => Inokulation von infektiösem Material (Bluttransfusionen, unsterile Spritzen und Instrumente, zahnärztliche Behandlung, Akupunktur, Tätowierung), Kontakt der Schleimhäute oder perkutane Inokulation mit infektiösem Blut oder Serum (Labor)
Impfstoff HBsAg, gentechnologische Herstellung (aktiv)

Hepatitis B-Immunglobuline (passiv)

1mpfablauf Für Personen mit hohem Expositionsrisiko (med. Personal, Dialysepatienten, Sexualpartner chron. Virusträger) ist eine aktive Immunisierung zu empfehlen.
  Impferfolgskontrolle:  
  Anti-HBs 4 Wochen nach GI

10 IU/l

1 - 100 IU/l

100 - 1.000 IU/l

1000 - 10.000 IU/l

10.000 IU/l

Maßnahme

sofortige Impfung Kontrolle nach 3- 6 Mo Kontrolle nach 12 Mo Kontrolle nach 30 Mo Kontrolle nach 60 Mo

  Auffrischungsimpfung alle 3- 5 Jahre

Eine kombiniert passiv-aktive Immunisierung empfiehlt sich bei Personen mit plötzlichem Infektionsrisiko, z. B. nach einem Nadelstich mit HBsAg-positivem Blut, ferner bei Neugeborenen von HBsAg-pos. Müttern.

In Deutschland: meist 3 Inj. i. m. zu den Zeitpunkten 0-1-6 Mo. Überprüfung des HBV-Status vor der Impfung

Passive Immunisierung: bis max. 72 Std. nach Ansteckung oder Geburt.

Bei Kindern gleichzeitig Durchführung der l. aktiven Immunisierung mit HB Kinderimpfstoff (Impfrhythmus wie bei Erwachsenen)

Wirksamkeit Schutz von 80- 90 % nach der 3. Impfung
Indikationen Risikogruppen: Arzte, Dialysepatienten, Laborpersonal, Blutspender, Drogenabhängige, Promiskuitive (oft Partnerwechselnde)
Komplikationen Gelegentlich lokaler Schmerz, selten Fieber

 

Influenza A,I
Übertragung Myxovirus influenzae (RNS-Virus) => Tröpfcheninfektion, Kontakt mit verkeimten Gegenständen
Impfstoff Totimpfstoff (inaktivierte und gereinigte Influenza - A, B, C-Viren-
  Vollvirusimpfstoff) => Zusammensetzung richtet sich nach epidem. Lage Spaltvirusimpfstoff - nach der Entfernung des Lipoproteins
Impfablauf Jährliche Impfung im Spätsommer und im Herbst, I.m.-Injektion von 0,5 ml des Impfstoffes
Wirksamkeit Wegen des Antigenshifts und -drifts ist es nicht möglich, einen langanhaltenden Impfschutz aufzubauen.

Je nach Antigen-Korrespondenz: Dauer ca. 1 Jahr. Wirksamkeit 0-70 %.

Indikationen Kinder und Erwachsene mit chron. Krankheiten (Herz-, Kreislauf-, Lungenkranke); Personen über 60 Jahre, infektionsgefährdetes Personal.

Bei Pandemien größere Personenkreise

Komplikationen Bes. bei Personen mit jährlichen Impfungen: Polyneuritis (selten)

 

Poliomyelitis A,I,R
Übertragung Enterovirus => fäkale Schmutz- u. Schmierinfektion, Eintrittspforte ist der Intestinaltrakt

Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch selten

Impfstoff

Impfablauf

Totimpfstoff nach SALK

Nach SALK: i.m., Grundimmunisierung mit 2 Inj. im Abstand 4-6 Wo.

3. Inj. nach 4-12 Monaten, Auffrischung alle 4 Jahre

Lebendimpfstoff (Typ I-III) nach SABIN

Nach SABIN: 3 orale Gaben, Mindestabstand 6 Wochen

wird von der WHO "wegen des – wenn auch sehr geringen –

Risikos einer vakzineassoziierten paralytischen Poliomyelitis

(VAPP) seit 1998 nicht mehr empfohlen".

Wirksamkeit Sehr gut, Schutz für ca. 10 Jahre
Indikationen Erstmalige Impfung bei Erwachsenen, prophylaktisch als Individual- u. Kollektivschutz, Reisende in das außereuropäische Ausland
Komplikationen bei Lebendimpfstoff: fieberhafte Erkrankungen mit neuronalen Ausfällen (sehr selten)

 

Röteln A, I
Übertragung Rubeolavirus (RNS) => Tröpfcheninfektion, direkter Kontakt mit frisch verkeimten Gegenständen
Impfstoff Lebendimpfstoff (enthält Spuren von Neomycin),

Passive Immunisierung mit Gamma-Globulin

Impfablauf 1. Vorrangig für alle Mädchen zwischen dem 10.-14. Lj.

2. Alle Kinder im 2. Lj. mit Masern-, Mumps-, Rötelnimpfung 3. Wochenbettimpfung

Wirksamkeit 90%iger Schutz
Indikationen Schutz ungeborenen Lebens, alle nichtschwangeren Frauen im gestationsfähigen Alter

junge Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen, Krankenschwestern

Komplikationen Lokale oder systemische allergische Reaktionen

 

Tetanus A,R
Übertragung Clostridium tetani => Schmutz, Erde, Fäkalien von Mensch und Tier: Haut- oder Schleimhautverletzungen, Verbrennungen, Bißwunden
Impfstoff Totimpfstoff (entgiftetes Toxin)
Impfablauf Grundimmunisierung im 1. und 2. Lj. mit 3 x 0, 5 ml, i.m. Inj.

Auch als Kombination mit dem Diphterie- u. Pertussisimpfstoff (DPT) 3 Impfungen im Abstand von 4 Wochen und die vierte nach Jahresfrist Auffrischung im 10. Lj., Wiederimpfungen alle 10 Jahre

Wirksamkeit 90%iger Schutz
Indikationen Standardimpfung in Kombination mit Diphterie,

alle Personen 10 Jahre nach der letzten Tetanusimpfung;

nach Exposition (Verletzung), bei starker Verschmutzung simultan aktive und passive Immunisierung

Komplikationen Allergische Reaktionen

 

 

 

 

 

 

 

Tollwut I, R
Übertragung Rhabdovirus (Befall von Hund, Katze, Rind, Fuchs) => Biß oder Kratzverletzung eines infizierten Tieres, Speichelkontakt: Belecken von verletzten Hautstellen, Einreiben des Speichels in Augen
Impfstoff Totimpfstoff (inak1ivierte Viren, auf Zellen menschlichen Ursprungs gezüchtet - Human diploid cells, HDC)
Impfablauf Postexp.: Je 1 Dosis (1,0 ml) an den Tagen 0, 3, 7, 14, 30 u. 90.

Bei Bißverletzungen an Hals und Gesicht zusätzlich homologes

Tollwut-Hyperimmunglobulin, exakt 20 IE/kg KG, nicht überdosieren!

Präexp.: Je 1 Dosis (1,0 ml) an den Tagen 0, 7 und 21,

Auffrischung nach 1 Jahr

Wirksamkeit 99 %
Indikationen Postexp.: als Wundschutzbehandlung

Präexp.: Risikogruppen (Förster, Veterinäre, Jäger, Laborpersonal)

Komplikationen Bisher keine bekannt

 

Tuberkulose I
Ubertragung Mycobacterium tuberkulosis => ausschließlich Tröpfcheninfektion, sehr selten Kontaktinfektion über Haut und Schleimhaut
lmpfstoff Lebendimpfstoff (attenuierte Bakterien), BCG = Bacille Calmette-Guérin)

Lagerung : bei 2 - 8 °C

Impfablauf 0,1 ml streng intrakutan bei Tuberkulin-negativen Personen, Säuglinge in den ersten 6 Lebenswochen ohne Tuberkulintest; Erfolgskontrolle nach 4- 6 Monaten
Wirksamkeit Schutzwirkung ca. 80 %, Dauer 5-10 Jahre
Indikationen infektanfällige Personen, berufl. exponierte Pers. (z.B. med. Personal),

jedoch keine STIKO-empfohlene Impfung

Komplikationen Impfulkus möglich, Schwellung regionärer LK (selten), Perforation eines regionären LK (sehr selten), Conjunctivitis, Erythema nodosum, Knochen- und Gelenkentzündungen (Mastoiditis, Osteomyelitis)

 

 

 

 

Typhus I
Übertragung Salmonella typhi => oral durch Faeces verseuchte Nahrungsmittel und Trinkflüssigkeiten
Impfstoff Lebendimpfstoff, Lagerung: bei 2 - 8 °C
Impfablauf An den Tagen l, 3 und 5 je 1 Kapsel morgens, nüchtern, Nie gleichzeitig mit Malariamitteln ! Impfabschluß 1 Woche vor Exposition !

Auffrischung 1 - 2 Jahre nach Grundimmunisierung

Wirksamkeit ca. 90 %; Dauer l- 3 Jahre
Indikationen Reisende in Länder mit Typhusgefährdung (Mittelmeerländer, Orient, Fernreisen), Ärzte und Pflegepersonal auf Infektionsstationen, Entwicklungshelfer, Mitglieder der Katastrophenhilfe u. a.
Komplikationen Können auftreten bei Personen mit Herz-, Leber-, Nierenkrankheiten, Rekonvaleszenten

Kinder unter 12 Monate sollen nicht geimpft werden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Maßnahmen zum Personalschutz

Expositionsprophylaxe

= seuchenhygienische Maßnahmen, welche die Verbreitung von Krankheitserregern verhindern

Zu erreichen durch:

- Unterbrechung der Kausalkette, die zur Entstehung von Infektionskrankheiten führt

- Expositionsprophylaxe endogener Infektionen: kaum möglich, da die Erreger z.T. von der

physiologischen Flora der Haut und Schleimhaut ausgehen (z.B.: Staph. epiderm.,

Strept.viridans, E. coli) oder von Mikroorganismen, die in der menschlichen Umgebung so

häufig sind, daß sich Kontakt kaum vermeiden läßt (z.B.: Staph. aureus, Candida albicans,

Pneumocystis carinii)

Expositionsprophylaxe exogener Infektionen gehen von Infektionsquellen außerhalb des

Körpers aus => Prävention möglich, abhängig von Übertragungswegen:

- direkte Tröpfcheninfektion

- Infektion durch direkten Haut- und Schleimhautkontakt

- inhalativ über die Luftwege

- Schmierinfektion

- kontaminierte Nahrungsmittel oder Trinkwasser

Dispositionsprophylaxe: alle Maßnahmen, zur Stärkung der unspezifischen Abwehr

Immunprophylaxe: aktive oder passive Immunisierung

 

5.1 Hepatitis A

- aktive Immunisierung seit 1992 möglich

- kein erhöhtes Infektionsrisiko des med. Personals versus Normalbevölkerung

(außerLaborpersonal & Kinderärzte), dennoch wird Impfschutz angeraten

- bei entsprechender Exposition: Injektion von 0,1 ml Gammaglobulin pro kg KG,

- protektive Wirkung ca. 3 Monate

5.2 Hepatitis B

- unbestrittene Schutzwirkung der akt. Immunisierung

  1. Expositionsprophylaxe

- präexpositionell bei ÄrztInnen, ZahnärztInnen sowie Assistenzpersonal

- postexpositionell nach akzidentel1er Inokulation HBs-Ag und Anti-HBs negativer Personen

5.2.2 Aktive Immunisierung

- Grundimmunisierung durch dreimalige Impfung zum Zeitpunkt Null und nach l und 6 Monaten - jeweils 20 mg HBsAg/Dosis => ergibt einen Impfschutz über mindestens 4 - 5 Jahre

- regelmäßige AK-Titertestungen alle 2 Jahre

- bei latent Infizierten ist nach erster Injektion des Impfstoffes ein hoher AK- Titer möglich,

- dann Weiterimpfen unnötig macht (Booster Effekt)

5.2.3 Passive Immunisierung

- postexpositionelle Prophylaxe grundsätzlich als Aktiv-Passiv-Impfung

- passive Immunisierung durch Hepatitis-B-Hyperimmunglobulin

- anti- HBs- Titer über 1/200.000

- Nachweis von anti- HBc und anti- HBs bis zu etwa 4 Wochen

5.3 HIV-Expositionsprophylaxe

- Handschuhe bei jeden Blutkontakt ggf. Mundschutz und Schutzbrille

- bei Nadelstichverletzungen mit HIV-kontaminierten Nadeln beträgt das lnfektionsrisiko 0.2 %

- Erstmaßnahrnen: Ausbluten und Desinfektion der Wunde, Azidothymidin (AZT, Retrovir)

- Gabe wird diskutiert

- Unfallmeldung an Arbeitgeber

5.4 Influenza

- umstrittene Schutzwirkung der Impfung wegen Ag-Shift und Ag-Drift,

- neuere Impfstoffe gelten aber als gut verträglich und schützend,

- Impfungen mit Vazinen, die lnfluenza- Viren A2 und B enthalten, führen erst nach

mehrjähriger Impfung zum Impfschutz gegen Inflenza und cornmon cold infections

- Impfempfehlung für med. Personal, da Krankenhäuser Umschlagsorte endemischer sowie

epidemischer Krankheiten sind

- Impfempfehlung auch für ältere, kreislaufkranke Menschen

5.5 Parotitis epidemica (Mumps)

- Impfstoff gut wirksam und nahezu nebenwirkungsfrei

- ergo: Mumps und deren Komplikationen wie Meningitis, Orchititis sollten nicht mehr auftreten

bei Durchimmunisierung der Bevölkerung

5.6 Röteln

- vor Schwangerschaftsplanung Röteln-AK-Test, bei negativem Ergebnis Schutzimpfung

- alle gebärfähigen Frauen sollten gegen Röteln geimpft sein bzw. nach durchgemachter

Erkrankung sich serologisch versichern, ob auch noch nach Jahren ein ausreichender Schutz vorliegt.

5.7 Tuberkulose

- BCG- Impfung in ihrer Effektivität umstritten, aber anzuraten bei med. Personal, da höheres Risiko für eine Infektion mit Mykobakterien

- vor Impfung Tuberkulinitest wenn negativ Impfung

- Anatomen, Pathologen, Rechtsmediziner und deren Mitarbeiterinnen bei negativem Intrakutan-Testung nach Mendel-Mantoux: Tuberkulose Impfung mit 10.000 E

- übriges med. Personal: regelmäßiges Überprüfen des Immunstatus durch Tuberkulintest

5.8 Diphterie, Masern, Pertussis, Poliomyelitis, Tetanus

- Impfschutz gegen genannte Infektionskrankheiten für alle von Bedeutung, unabhängig von Beruf oder sozialer Schicht

- Vorbildfunktion des med. Personals bei den Auffrischimpfungen